Das Dreikaisereck


Auf dem Wiener Kongress von 1815 erfolgte nach Vorgaben der drei Großmächte Russland, Österreich und Preußen eine neue Aufteilung Europas. In den polnischen Gebieten entstanden u.a. das unter russischer Verwaltung stehende Kongresspolen und die Freie Stadt Krakau unter dem Kondominat Österreichs, Russlands und Preußens. Am Zusammenfluss der Schwarzen und der Weißen Przemsa trafen ihre Grenzen mit der preußischen Grenze zusammen. Nach dem gescheiterten Krakauer Aufstand von 1846 wurde die Freie Stadt Krakau von Österreich annektiert. Dadurch entstand ein Dreiländereck zwischen den Teilungsmächten Preußen (mit dem Ort Myslowitz), Russland (mit dem Ort Sosnowitz und Österreich (mit dem Ort Jęzor – heute Ortsteil von Sosnowitz). Nach dem preußisch-französischen Krieg, der Errichtung des Deutschen Kaiserreiches und dem Abschluss des sog. „Dreikaiserbundes“ im Jahr 1873 wurde dieses Dreiländereck in das Dreikaisereck umbenannt. Hier sei noch erwähnt, dass diese Bezeichnung ins Polnische fälschlich als „Dreikaisereck” („Trójkąt Trzech Cesarzy“) statt „Dreiländerdreieck“ übersetzt wurde.

  

 

 

 

Diese Stelle wurde zu einem beliebten touristischen Ort. In den Jahren 1880-1914 wurde Myslowitz und seine Umgebung von Millionen von Touristen nicht nur aus Ober- und Niederschlesien sondern aus ganz Deutschland besucht. Jede Woche kamen hierher 3000-6000 Personen. Auf diese warteten zahlreiche Attraktionen wie z.B. Exkursionen ins russische und österreichische Besatzungsgebiet, ein Spaziergang auf der deutschen Seite entlang der sog. Promenade, Erholung in einem Ereignispark, ein Blick auf die Gegend vom sog. Bismarckturm sowie Schiff- und Bootsfahrten auf dem Fluss Przemsa.


Besondere Bedeutung erlangte für die Einwohner dieses Grenzgebiets der kleine Grenzverkehr. Dieser ermögliche tausenden Personen Grenzbrücken zu Handelszwecken zu überqueren. Ein Beispiel dieser Grenzbrücken ist die Brücke von Mysłowice (damals Myslowitz) nach Modrzejów, die nur im Jahr 1897 über 1.200.000 Menschen passiert hatten. Parallel dazu blühte auch der Schmuggel. Trotz eines großen Risikos sicherte der Schmuggel nicht nur einzelnen Familien sondern gar ganzen umliegenden Ortschaften den Unterhalt. Von der Größe des illegalen Handels zeugen z. B. Angaben aus dem Jahr 1906, in dem 11.000 Menschen inhaftiert wurden. Davon waren 4.831 hauptberufliche Schmuggler.

 

 

Das Dreikaisereck war bis zum Ende des Ersten Weltkrieges in ganz Europa bekannt. Die russische Revolution, die Niederlage Deutschlands und der Zerfall von Österreich-Ungarn führten zu Grenzwechseln. Das Dreikaisereck wurde somit Geschichte.


 

 


 

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